Die Heiz-Leiste
Das unbekannte Wesen…
… so könnte man meinen, wenn man bedenkt, wie vergleichsweise wenig bekannt diese Herzform im deutschsprachigen Raum noch ist, obwohl es sie schon seit einigen Jahrzehnten gibt. Mitte des vorigen Jahrhunderts angeblich in Kanada entwickelt, haben die „base-boards“, wie sie dort heißen, seither in Nordamerika ihren Siegeszug angetreten und bei wassergeführten Heizungen weitgehend die herkömmlichen Heizkörper ersetzt.
In Deutschland wurden sie schon kurz darauf von Alfred Eisenschink propagiert, vor allem mit seinem Hauptwerk „Falsch geheizt ist halb gestorben“. Durch Kundenrückmeldungen aufmerksam geworden, entdeckte er, dass es sich bei diesem Heizverfahren um eine Flächenheizung handelt, die durch Wärmestrahlung der erwärmten Wandflächen wirkt und nicht durch Erwärmen und Umwälzen der Raum(=Atem)-Luft (ein Verdienst, für das ihm eigentlich ein Denkmal wegen seines – noch immer viel zu wenig geschätzten – Beitrages zur Volksgesundheit gebührt).
Was ist eine Heiz-Leiste
An den (Außen-)Wänden wird ein paar Zentimeter über dem Fußboden ein kleiner Konvektor – ein vom Heizwasser durchflossenes Kernrohr mit kleinen Lamellen (engl. “fins“) zur luftseitig besseren Wärmeübertragung – angebracht und je nach Geschmack verkleidet, als Schutz vor mechanischer Einwirkung und zur Bildung eines die Luftströmung verstärkenden Schachtes, wobei natürlich Luft von unten zu- und oben abströmen können muss (ein elektrischer Heizstab als Kernrohr funktioniert natürlich auch).
Wie wirkt eine Heiz-Leiste
Ein wenig Luft wird durch die Lamellen erwärmt, steigt an der Wand hoch und gibt dort ihre Wärme wieder ab. Das erhöht die Oberflächentemperatur der Wand, was unser Körper als angenehme Strahlungswärme wahrnimmt, ähnlich wie die von der Sonne.
Angenehme Begleiterscheinungen
- Keine Atemwegsreizung: Die Raumluft wird nicht umgewälzt, denn es gibt nur in unmittelbarer Wandnähe (wo wir uns nicht aufhalten) eine schwache, aufsteigende Luftbewegung, die mit der Wärmeabgabe nachlässt. Das ruft keine Atemwegsreizung durch im Raum herumgewirbelten Feinststaub hervor.
- Warme Füße: Auch in Bodennähe gibt es keine waagrechte Luftströmung, die, auch wenn sie etwas warm ist, trotzdem die Füße kühlt.
- Kein Schimmel: Die Wandtemperatur ist immer höher als die Lufttemperatur, dadurch kann Feuchtigkeit nicht kondensieren und Schimmel keinen Nährboden finden
(außer ev. bei Baufehlern wie extremen Wärmebrücken im Deckenbereich)
Voraussetzungen für das Funktionieren von Heiz-Leisten
Auch Heiz-Leisten sind wie jede andere Wärmeverteilanlage ein passives System. Sie erzeugen nichts, sie geben an Wärme nur ab, was ihnen zugeführt wird.
Bleibt es zu kühl, wird zu wenig Wärme zugeführt (oder anderweitig zu viel abgesaugt).
Das kann unterschiedliche Gründe haben:
- Der Wärmeerzeuger ist für sehr niedrige Außentemperaturen zu klein gewählt. Hier hilft nur entweder zuheizen oder der Ersatz durch ein stärkeres Gerät, ev. auch wärmer anziehen.
(Manche wählen absichtlich ein eher kleines Gerät, weil sie die wenigen wirklich kalten Tage lieber zuheizen.) - Der Wärmeerzeuger ist stark genug, wird aber durch die Regelung zu sehr gedrosselt:
- durch eine in der Regel bei Heiz-Leisten nicht sinnvolle Nachtabsenkung
- durch jeweils nur Kurzzeitbetrieb (dieser funktioniert nur bei einer speziellen bauseitigen Konstruktion: absolut trockene Wand und kein Wärmeabfluss in Speichermasse)
- zu viel händisches Aus- und Einschalten, in der (irrigen) Meinung, dadurch Energie sparen zu können.
Hier muss entsprechend die Regelung eingestellt oder die Handhabung angepasst werden. - Der Wärmeerzeuger wäre stark genug und trotzdem wird es noch nicht warm genug. Kann das überhaupt sein? Schon, wenn anderweitig zu viel Wärme abgezogen wird:
- zu viele Fenster sind offen (wird wohl nicht vorkommen, ist eher ein schlechter Scherz); aus irgendeinem Grund „zieht“ es dennoch zu stark: Abhilfe schaffen hier wohl nur bauseitige Maßnahmen.
Zum besseren Verständnis betrachten wir kurz, was die Wärme macht, wenn sie an der Wand ankommt!
- sie erhöht die Wandtemperatur (das ist das, was wir eigentlich wollen), aber vorher wird sie auch noch, so vorhanden, in ein speicherfähiges, noch kaltes Wandmaterial weitergeleitet und kann damit die Wandtemperatur noch nicht ausreichend erhöhen (das können wir unter diesen Umständen nicht vermeiden)
- bzw. sie trifft auf Wasser, das sie verdunstet (das können wir unter den gegebenen Umständen auch nicht vermeiden, verbraucht aber noch dazu enorme Mengen an Energie)
- In Wirklichkeit finden immer alle drei Prozesse gleichzeitig statt, nur jeweils in verschiedenem Verhältnis zueinander. Ist das Wasser (von dem erstaunlich viel in Wänden vorhanden sein kann) verdunstet und die Wandmasse ausreichend erwärmt, wird sich der gewünschte Effekt, die höhere Oberflächentemperatur, schnell einstellen.
Trockenheizen
Andernfalls kann es seine Zeit dauern, bis ein Haus trockengeheizt ist, u.U. mehrere Wochen oder Monate (früher ließ man Rohbauten meist 2 oder mehr Jahre auf Ausgleichsfeuchte heruntertrocknen, bevor man sie bewohnte).
Bei Heizkörpern, die nur die Raumluft wärmen und umwälzen, kann eine gewisse Wärmewirkung schon früher auch bei noch nassen Wänden spürbar sein, allerdings bei einem entsprechend feuchtwarmen (und meist als unangenehm empfundenen) Raumklima. Deshalb heißt es wohl, im ersten Jahr lässt man seinen Feind im neuen Haus wohnen, im zweiten seinen Freund und erst im dritten zieht man selber ein.
Mit Heiz-Leisten geht das naturgemäß nicht (soll auch nicht sein), hier steigt die empfundene Wärmewirkung erst mit der schonenden Entfeuchtung und thermischen Aufladung der Wände. Das Trockenheizen kann man nicht vermeiden, aber stark verkürzen. Jedenfalls wird man dann durch ein optimales Raumklima belohnt.
(Bei trockenen Konstruktionen ohne Speichermasse und mit großem Wärmedurchlasswiderstand ist die Wärmewirkung natürlich ohne Verzug spürbar.)
Bei einer entsprechenden baulichen Konstruktion kann es daher geboten sein, das Gebäude erst mit möglichst voller Leistung trocken zu heizen, bevor man das gewünschte Raumklima genießen kann.
Wie Heiz-Leisten „fahren“
In der Regel „fährt“ man Heiz-Leisten wie andere Flächenheizungen (Fußboden oder Wandheizungen) kontinuierlich gleitend, vor allem sollte man darauf achten, die Wände nicht oder nur wenig auskühlen zu lassen (es sei denn, man verreist längere Zeit), damit man sie nicht wieder aufheizen muss, was natürlich umso länger dauert, je niedriger die mittlere Anlagentemperatur gewählt wird, und in Summe keine Einsparung bringt.
Sog. „Niedertemperatur“ ist natürlich genauso möglich, bedingt aber – wie sonst auch – eine entsprechend größere Abgabeoberfläche, ist aber nicht nötig. Gerade Festbrennstoffkessel mit Rücklauftemperaturanhebung, die regelungsbedingt keinen Pufferspeicher benötigen, könnten Heizleisten ganz einfach auch ohne Mischer versorgen. Energie sparen – wie mancher vermuten mag – kann man mit Niedertemperatur aus physikalischen Gründen allerdings nicht.
Sonderanwendungen wie etwa bei eher kurzfristiger und/oder kurzzeitiger Raumnutzung sind natürlich auch möglich, nur ist dann der Baukörper (Wandeigenschaften) und die Anlage (Leistungsfähigkeit) auf diese außergewöhnlichen Gegebenheiten abzustimmen.
Rudolf Dangl
Entwickler der radia-therm Heizleisten
Die Temperatur-Doku ODER Die Macht der Bilder
In Online-Diskussions-Foren wird immer wieder darüber diskutiert,
ob Heizleistenanlagen wirklich "echte" Wandheizungen
und damit keine Strahlungsheizungen sind.
Sehr gern wird auf die Konvektion vor den Wänden verwiesen,
und daß damit Heizleisten auch nur staubaufwirbelnde Luftheizungen seien.
Um einen Gegenbeweis anzutreten, bieten wir unseren Interessenten und Zweiflern gern unsere
Musterferienhäuser zum Probewohnen
oder unsere elektrischen Heizleisten zum Probeheizen in den eigenen vier Wänden an.
(Anm. 2019: Die Ferienhäuser befanden sich bis zu 130 km vom Firmensitz entfernt und konnten auf Grund des Personalmangels nicht mehr qualitätsvoll bewirtschaftet werden, so daß sie schlussendlich und schweren Herzens verkauft wurden.)
Da die Macht der Bilder nicht zu verachten ist,
habe ich in den eigenen vier Wänden Messungen der Oberflächentemperaturen durchgeführt und dokumentiert.
Daß die Messungen im Winter stattfanden müssen Sie mir schon glauben.
Und da wir davon ausgehen, daß nur durch eine Strahlungsheizung alle Hüllflächen
(auch in den Zimmerecken und auf dem -hier immerhin ungedämmten Fußboden)
gleichmäßig temperiert werden können,
zeigen die Messfotos eindeutig, daß Heizleistenanlagen Strahlungsheizungen sind!
Hier die die Bilder, die wie ich hoffe für sich sprechen, nebst einigen kleinen Erläuterungen!
Anm. 2009: Zwischenzeitlich konnten wir dies auch im Rahmen der Mehr Informationen und Berichte zu diesem Projekt finden Sie in unserm Download-Bereich |
Die Küche
Besonderheit: Ungedämmter Fußboden mit Bodenplatten vom Ziegelkontor
Heizleisten wurden hinter hinter der Küchenzeile (Außenwand links) montiert,
oben ist nur ein ca. 1 cm breiter Spalt geblieben.
Auch hinter dem Küchenbüfett verlaufen Heizleisten (Möbel stören also nicht!)
trotzdem ist die Küche gleichmäßig temperiert!
Das Ergebnis:
Marginale Temperaturdifferenz zwischen ungedämmtem Fußboden und der Zimmerdecke
Die anderen Messwerte:
Lufttemperatur: 22,0 °C
rel. Raumluftfeuchte: 39,1 %
Zwischenbilanz
Die Hüllflächen (Wand, Decke, Boden) sind genauso warm wie die Luft!
Das Bad
Besonderheiten:
Ungedämmter Fußbodenaufbau mit Bodenplatten vom Ziegelkontor
Massivdusche mit Bodenablauf, so kann auch mit kräftigen Reinigungsmitteln gearbeitet werden ohne Duschabtrennung oder Kunststoffwanne zu beschädigen. Die Aussenseiten der Dusche haben offene kappillar leitende Materialien. Sollte doch vielleicht einmal ein Tropfen unter die Fliesen gelangen, kann das Wasser durch die Wände gelangen und dort abtrocknen.
(Anm. 2019: Bis heute gibt es keinerlei Feuchte- erst recht keine Schimmelprobleme).
Das Messergebnis diesmal:
In der vollständig von der (eventueller) Konvektion abgeschirmten Massivdusche
liegen die Temperaturen gleichmäßig und diesmal sehr deutlich über der Lufttemperatur.
Auch diesmal ist der ungedämmte Fußboden genauso warm wie die anderen Hüllflächen.
Auch hier die anderen Messwerte des Wohnklimas:
Lufttemperatur: 22,2 °C
rel. Luftfeuchte: 43,3 %
Woher kommt der Irrglaube,
daß Bäder Nassräume wären?
In richtig gebauten Häusern steht das Wasser weder knöchelhoch,
noch läuft es in kleinen Rinnsälen von der Wand!
Sollten Sie doch eine Nasszelle statt eines Bades haben
gilt auch hier wie bereits zum Thema Schimmelsanierung geschrieben:
1. Ursache der Feuchtigkeit ermitteln!
2. Richtig Heizen, mit Strahlungswärme!
3. Lüften, bzw. für Frischluft sorgen!
4. Richtige (kapillar leitfähige!) Materialien
Das Kinderzimmer im Dachausbau
Bei dieser Gelegenheit lässt sich auch gleich klären,
ob sich mit Heizleisten auch Dachausbauten mit schrägen Wänden, die nicht nach Stand der Technik gedämmt wurden, gleichmäßig temperieren lassen. Sie ahnen es bereits?
Ja, sie können.
Besonderheit des Dachausbaus:
Verzicht auf leichte Dämmstoffe und Dampfsperren.
Dachaufbau mit mehreren Lagen Holz/Holzdämmplatte, einer Luftschicht sowie 14 cm Lehmmörtel.
Das Ergebnis:
Auch in einem nicht nach dem "Stand der Technik" ausgebauten Dachgeschoss
lässt es sich überaus behaglich leben.
Die Vorteile:
- Stabiles Klima, vor allem auch im Sommer, bei größter Hitze dauert es an
deutlich länger bis die Hitze durchschlägt
- Hervorragende Feuchteregulierung und Entfeuchtung ohne Lüften
- Extreme Ruhe, selbst der Lärm der stärksten Stürme dringt nicht durch
Bemerkenswert Bild 2:
2 cm über dem Aquarium ist die Oberflächentemperatur an der Wand durch die Abstrahlung des durch die Aquarienlampe erwärmten Abdeckung 2 Grad höher als im restlichen Raum. Das Thermometer funktionierte also!
Eine scheinbar einfache Frage...
...veranlasste Steffen Sabin zur tiefgründigen Analyse einer nach Eisenschinkschem Prinzip konstruierten Einrohr-Sockelheizleistenanlage. Hunderten Berechnungen der hydraulischen Masseströme und damit verbundener Leistungsdaten sowie vergleichende Kostenberechnungen ließen ihn zu einem klaren Ergebnis kommen.
Das Standardwerk aller Heizleister in Deutschland...
...verfasst bereits 1977 vom leider inzwischen verstorbenen Alfred Eisenschink. Er erkannte als einer der ersten, daß Heizleisten als Konvektionsheizkörper im Ergebnis Strahlungswärme erzeugen und beschrieb die bauphysikalischen und physiologischen Auswirkungen dieser. Überaus polemisch und bissig setzte er sich Zeit seines Lebens für das gesunde Heizen und Wohnen ein. Mit freundlicher Genehmigung der Firma san-cal nur zum privaten Gebrauch freigegeben. Alfred Eisenschink veröffentlichte eine Reihe von Ratgebern rund um das Heizen und Wohnen. Sie sind zu erstaunlich hohen Preisen noch auf Amazon und E-Bay erhältlich. Am 26.10.2019 war dieses Buch für 259,50 € zzgl. Versand im Angebot. |